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Michael Zinganel (A)
Die Stadt spricht! Ein fiktiver Dialog


Die Stadt spricht! Ein fiktiver Dialog
Diskursive Stadtwanderung im Ausstellungsführer
Offsetdruck, 52 Seiten

Erhältlich im Pavillon, im Festivalzentrum und allen Spielstätten des steirischen herbst und im Grazer Buchhandel

„The city is a state of mind“, postulierte Robert Ezra Park, der Begründer der modernen Stadtsoziologie, 1914. Ihm zufolge stellt sich die Stadt ihren Bewohnern und Benutzerinnen vor allem als mentaler Plan dar, der sich nicht nur aus deren eigenen Erfahrungen konstituiert, sondern vielmehr aus ihrem Unterbewussten, aus den unterschiedlichsten Bildspeichern und Wissens- Archiven, die je nach bestimmten Anlassfällen aktiviert werden. Siegmund Freuds Analogie der historischen Schichtungen der Stadt mit jenen des Unterbewusstseins wurde aber nicht nur von Robert Ezra Park, sondern auch von den Surrealisten, von Walter Benjamin und der Situationistischen Internationale mit Begeisterung aufgenommen.

Der Ausstellungsführer ist daher auch als mehrschichtige Erzählung konzipiert: Er besteht aus einem fiktiven Dialog eines ortsansässigen und daher ortskundigen Stadthistorikers mit einem in internationalen Stadt- und Kunstdiskursen kompetenten Theoretiker, deren Äußerungen weitgehend aus Textbausteinen veröffentlichter Texte und miterlebter Gespräche kompiliert sind. Die beiden spazieren zwar gemeinsam entlang der Standorte der Beiträge zur Ausstellung für den öffentlichen Raum, „Utopie und Monument“, durch die Stadt, sie entwickeln ihre Dialoge aber unabhängig davon an Orten und Monumenten, die ihr jeweiliges Wissen zum Sprechen bringen. Dabei prallen die Versatzstücke aus anerkannten Theoriegebäuden, die in anderen Städten und Kulturen errichtet wurden, auf die lokalen Besonderheiten vor Ort und die widersprüchlichen Erfahrungen des Ortskundigen.

Die Vielschichtigkeit der Diskurse über die Stadt wird auch auf ihre Darstellung in den verschiedenen Plänen übertragen: Der aufklappbar Übersichtsplan und die Detailpläne beinhalten nicht nur die Standorte der Arbeiten für „Utopie und Monument“, sondern auch Objekte, an denen sich die Dialoge und stadtgeschichtlichen Erzählungen festmachen lassen. Sie werden von einem historischen Plan ergänzt, der am Beispiel von Ausgrenzungen die Verklärung der ‚gerechten’ bürgerlichen Stadt relativiert. Darüber hinaus belegt ein aktueller Plan die gegenwärtige Herstellung von vorübergehenden Öffentlichkeiten durch eine nahezu permanente Belegung von Plätzen und Straßen als Veranstaltungsorte und -routen für unterschiedlichen Events. Es entsteht keine vollständige oder historisch korrekte Kartografie, sondern eine Überlagerung von Erinnerungen, Erfahrungen und Wissenssorten des Autors.



Auftragswerk steirischer herbst
Projektsponsor Think!


25/09 - 18/10
Utopie und Monument I

Fr 25/09, 18.00
Eröffnung beim Ausstellungspavillon, Platz der Freiwilligen Schützen / Bad zur Sonne

öffentlicher Raum




Michael Zinganel
Geboren 1960 in Bad Radkersburg (A), lebt in Graz und Wien (A).