Pressestimmen


Der Standard - 24.09.2010
Das untersagte Wort Steirischer Herbst: Farce um Kunst am Grazer Rathaus


Graz - Egal, von welcher Richtung man anreist: An der Grenze zum Land Steiermark passiert man ein Kunstwerk von Michael Schuster, das - inklusive einer Kritik an Kärnten - Weltläufigkeit demonstriert. Auf einer "Ortstafel", sehr in die Länge gezogen, steht das Wort Steiermark in 25 Sprachen und in diversen Schriftzeichen.

   In Graz aber merkt man von Weltläufigkeit nicht viel. Das Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) lehnte das Ansuchen des Festivals Steirischer Herbst ab, an der Fassade des Rathauses temporär eine Lichtinstallation von Schuster montieren zu dürfen. Weil "von Seiten des Bundesdenkmalamtes eine Befestigung am Fassadenteil des Rathauses zum Schutz des Denkmales untersagt" sei.

   Beim Steirischen Herbst fühlte man sich vor den Kopf gestoßen. Denn letztes Jahr war es sehr wohl möglich, eine Installation zu realisieren: Im Rahmen der von Sabine Breitwieser kuratierten Schau Utopie und Monument ließen Dolores Zinny und Juan Maidagan vom Balkon einen Vorhang herunterhängen. Für das Follow-up, das heute, Freitag, um 17 Uhr eröffnet wird, bat Breitwieser auch Michael Schuster um einen Beitrag.

   In die engere Wahl kamen zwei bereits existierende Arbeiten: Breitwieser plädierte für Mit der Bitte um Kenntnisnahme , doch Schuster schien Aufeinwort sinnfälliger, weil als Ort das Rathaus angedacht war. Die ein Meter hohen Buchstaben sollten aus Styropor ausgeschnitten und mit Leuchtdioden bestückt werden: Derart leicht konstruiert, hätte die in fließenden Farben leuchtende Installation sicher keinen Schaden zugefügt, sagt Schuster.

   "Auf ein Wort: Das wäre doch gut gewesen angesichts der Landtagswahl am Sonntag", so Schuster. "Ich finde es kindisch, das zu verbieten. Das ist eine Farce." Veronica Kaup-Hasler, die Intendantin, fand einen Ausweg: Mit Hilfe des Standard und der Kleinen verlagerte sie das Projekt in den medialen Raum. Die beiden Zeitungen werden die Installation mehrfach als Fotomontage veröffentlichen. Das habe einen positiven Effekt: Weil der mediale Raum viel größer sei als der öffentliche.

   Nagl hingegen fühlt sich ungerecht behandelt: 2009 habe es eine einmalige Genehmigung gegeben - und das wisse man im Herbst genau. Auf die Idee, das Rathaus zu nutzen, kämen sehr viele Veranstalter. Festival-Eröffnung heute, Freitag, 21 Uhr in der List-Halle

Bild: Keine Genehmigung vom Bürgermeisteramt: So hätte die Lichtinstallation von Michael Schuster aussehen sollen. Montage: Schuster

Thomas Trenkler



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