Pressestimmen


Falter - 22.09.2010
Eine herbst-Eröffnung in der ≥Maschinenhalle„: Von der Virtuosität der Meta-Maschine


Entlang der Längsachse der List-Halle sind zwölf Podeste aneinandergereiht, eines für jeden Tänzer. Zu jeder Bühne gehört ein kleiner Monitor, der den Tänzern als ≥Lichtmetronom„ dient, sowie ein Automatenklavier. Je höher die Frequenzen der Bewegung eines Tänzers am metallenen Bühnenboden, desto höher die am Klavier ausgelösten Töne. Ein ungeheuerlicher Anblick, eine gespenstische Klangkulisse, wenn sich die Körper nach genau getakteter Choreografie bewegen und dadurch ≥Klavier spielen„. ≥Meta-Maschine„ nennt der Computermusiker Winfried Ritsch, der seit Jahren mit Automatenklavieren experimentiert, die Versuchsanordnung, die gemeinsam mit der Choreografin Christine Gaigg, dem Komponisten Bernhard Lang und dem Bühnenbildner Philipp Harnoncourt entstand und die den diesjährigen steirischen herbst eröffnen wird.

   Unter dem Motto ≥Meister, Trickster, Bricoleure„ befasst sich der herbst heuer mit ≥Virtuosität„, das passt von vornherein gut zur Kunst, lässt sich zur virtuosen Inszenierung anti-virtuoser Musiken durch den Pianisten Marino Formenti ebenso denken wie zur souveränen Koppelung von Mensch und Maschinenklavier in der ≥Maschinenhalle„. ≥Die Tänzer lernen ein Instrument zu spielen, für das es keinen Lehrer gibt„, sagt Bernhard Lang, der mit Gaigg schon länger über die vielfältigen Koppelungspotenziale von Bewegung, Klang und medialem Bild nachdenkt. ≥V-Trike„ mit einer Tänzerin und visuellem Loop-Generator war auch schon in Graz zu sehen, zuletzt zeigte das Tanzquartier Wien eine Version für vier Tänzerinnen (≥TrikeDoubleThree„) und demnächst wird das Projekt ˆ zwischen dem Ircam in Paris und Graz ˆ auch durchs Internet gejagt (≥NetTrike„).

   In der ≥Maschinenhalle„ ist das auf Leinwand projizierte und geloopte Bild der Tänzer aus früheren ≥Trikes„ durch Player Pianos ersetzt, der Fokus der Arbeit verschiebt sich so von der differenten Wiederholung einer mit Klang gekoppelten Bewegung hin zu mehr oder weniger zufallsgenerierter Musik. Lang selbst greift übrigens als Chefmaschinist mittels Mischpult ins Klangbild ein. Eine Stunde dauern die 36 ≥Zustände„, die er komponiert hat, die herbst-Eröffnungsgäste werden sich also diesmal etwas disziplinieren müssen.

   ≥Maschinenhalle #1„, List-Halle, Fr und Sa, 19.30. Am Fr spielt im Anschluss Lali Puna

Bild: Harnoncourt, Ritsch, Gaigg, Lang (v. li.)

Thomas Wolkinger



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