Pressestimmen


Kleine Zeitung - 25.09.2010
Computer-Tratsch
Annie Dorsen zeigt mit "Hello Hi There", wie mechanische Gespräche aussehen könnten.

STEIRISCHER HERBST

   Was gelten menschliches Können und Virtuosität, wenn immer deutlicher wird, dass Maschinen und künstliche Intelligenzen uns auf dem Gebiet des Handwerks längst übertreffen? Was ist, wenn nun auch noch Kreativität und Bewusstsein keine ausschließlich menschlichen Domänen bleiben? Wie sieht mechanisches Denken und Sprechen heute schon aus?

   Die New Yorker Regisseurin Annie Dorsen nimmt das berühmte Fernsehgespräch zwischen dem Philosophen Michel Foucault und dem Linguisten Noam Chomsky aus den Siebzigerjahren als Inspiration und Material für einen Dialog zwischen zwei extra für diese Arbeit entwickelten "Chatbots": Jeden Abend führen diese zur Imitation menschlicher Gespräche konzipierten Computerprogramme live einen neuen, sozusagen improvisierten, Text auf.

   In der Tradition mittelalterlicher Mystiker wie Ramon Lull und Albertus Magnus, die einst mit Federn, Bronze und Hebeln am mechanischen Mann bastelten und hofften, so die schwierigsten Probleme der Philosophie zu lösen, sind diese Plauderroboter eine zeitgenössische Antwort auf die Frage nach dem künstlichen Geist. Welches Gedankengut kann tatsächlich entstehen, wenn sich zwei Computer zusammensetzen und darüber reflektieren, was sie mit uns gemein haben? "Hello Hi There" ist eine intime Kollaboration zwischen Mensch und Maschine - ein intelligenter und erschreckenderweise oft kreativer und humorvoller Dialog über die Menschheit im Zeitalter ihrer digitalen Reproduktion.

   WAS? "Hello Hi There". WANN & WO? Heute, 21.30 Uhr, morgen und Montag, 19.30 Uhr; Dom im Berg, Graz. INFO & KARTEN: Tel. (0316) 81 60 70, www.steirischerherbst.at

Bild: Das berühmte Streitgespräch zwischen Foucault und Chomsky dient als Vorbild für den abendlichen Dialog zweier Computer PAUL MCGEIVER





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