Pressestimmen


Kronen Zeitung - 16.10.2010
Sprache der Revolution
Dem klassischen Theaterbegriff verweigern sich beide Produktionen, das Scheitern spielt da wie dort eine wesentliche Rolle. Und doch hätten die beiden vorletzten "herbst"-Premieren, "C'est du chinois" und "Paris 1871 - Bonjour C-O-M-M-U-N-E", unterschiedl

Die vier Herren der deutschen Performance-Truppe Showcase Beat Le Mot in revolutionärer Pose

   Mandarin in 80 Minuten lautet das Motto bei "C'est du chinois"

   50 Wörter Mandarin bekommt man in Edit Kaldors "C'est du chinois" im Grazer Dom im Berg in 80 Minuten beigebracht. Mit diesem minimalen Wortschatz ausgestattet kann man dann ganz gut der fingierten Geschichte einer chinesischen Familie folgen, die nach Graz emigriert und hier Glück und Leid erlebt. Kaldor hat die Performance mit fünf chinesischen Schauspielern erarbeitet und setzt in erster Linie auf einfache sprachliche Kommunikation. Mit der universellen Sprache des Theaters, die Kaldor in Frage stellt, hätte man jedoch mehr erzählen können. So mutet das Ganze ein bisschen langatmig an.

   Aus dem Vollen schöpft das deutsche Vier-Mann-Kollektiv Showcase Beat Le Mot, wenn es um die Mittel des Theaters geht. Und die reichen auch längst nicht aus, um den prallen Bild- und Tonreigen, den die Herren in ihrem mehrteiligen Zyklus "Gescheiterte Revolutionen" aufbauen, zu vermitteln. Diesmal geht es um Paris 1871 - was aber eigentlich kaum eine Rolle spielt. Unterschiedliche Projektionen und Sound-Installationen, geheimnisvolle Lichtskulpturen, eine köstliche Ausspeisung, die Neigungsgruppe Ballsport, in Stoff gehüllte Pantomime, morbide Tänzchen an der Strip-Stange, zwischendurch ein bisschen Text - all das ergibt ein grundsätzliches, sehr dichtes revolutionäres Gefühl. Ein faszinierender Abend im Next Liberty, bei dem man sich alles erwarten darf - nur keinen Geschichtsunterricht.

  

Michaela Reichart



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