Pressestimmen


Der Standard - 21.09.2010
Die Großen fressen die Kleinen Unterdrückende Arbeit ist das Thema der theatralen Filmer Zapruder


Zapruder nennt man eine Filmaufnahme, die der amerikanische Amateurfilmer Abraham Zapruder am 22. November 1963 filmte. Zapruder, der aus der Ukraine in die USA emigriert war, besaß ein Geschäft für Damenoberbekleidung und führte ein unauffälliges, bescheidenes Leben, bis er an jenem 22. November in Dallas per Zufall das Attentat auf den amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy mitfilmte. Die Geschichte dieses Filmbands ist zugleich eine der Technik: In den Sechzigerjahren war die Filmentwicklung noch eine zeitintensive Angelegenheit, und das Material stellte charakteristische Herausforderungen an seine Bearbeiter.

   Zapruder heißt aber auch ein Künstlerkollektiv, das sich zwischen Kino, Theater und Bildender Kunst bewegt und in seinen Arbeiten - und hier könnte man thematisch zu Abraham Zapruders Amateuraufnahme finden - stets den handwerklichen Zugang betont. 2000 von David Zamagni, Nadia Ranocchi und Monaldo Moretti gegründet, bezeichnet die Gruppe ihre Arbeit als eine Art "inkarniertes, fühlbares Kino und zugleich eine Form von immateriellem Theater". Zaprunder, namentlich David Zamagnis und Nadia Ranocchi, sind ein fixer Bestandteil der experimentellen italienischen Off-Szene und haben beispielsweise schon mit dem italienischen Theaterstar Romeo Castellucci gearbeitet.

   In Graz präsentieren sie nun beim Steirischen Herbst unter dem Titel Chiavi in Mano zwei ihrer Filmarbeiten, die den Blick auf eine Welt richten, in der Arbeit alles andere unterordnet: den stereoskopischen Film All inclusive und den abstrakten Film Joule . Als Symbol für diese Zusammenstellung dient der Fisch: als Beispiel für eine Kreatur, die ihre Artgenossen, sofern sie kleiner sind, einfach auffrisst.

   >> 1.-3. 10., Dom im Berg. Talk im Anschluss an die zweite Vorstellung. Italienisch mit englischen Untertiteln. 19.30

Bild: Miss Ambra, die Direktorin eines heruntergekommenen Hotels, ist süchtig nach Arbeit. Genauigkeit und Ehrgeiz verwickeln sie in Verbrechen. Foto: Zapruder

Isabella Pohl



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