Pressestimmen


Kleine Zeitung - 16.10.2010
Alles Palette, beinahe alles paletti
Der steirische herbst zog vor seinem Finale an diesem Wochenende Bilanz. Sehr positive, auch wenn laut Intendantin Veronica Kaup-Hasler Unsicher- heiten herrschen.

Sie könne nicht sagen, dass sie "guter Hoffnung" sei, denn das würde bei einer zweifachen Mutter wohl falsche Assoziationen wecken. "Sagen wir exakter: Wir sind guter Dinge", schloss Veronica Kaup-Hasler ihre herbst-Bilanz 2010.

   Alles paletti also? Nicht ganz. Die Worte der Intendantin bezogen sich auf die offene kulturpolitische und budgetäre Zukunft im Land, jedenfalls habe man schon jetzt "so unsicher wie noch nie gearbeitet". Kaup-Hasler weiß, dass ihr 3,6-Millionen-Budget aufgrund der Sparpläne der Regierung detto nicht fix (oder gar verbesserbar) ist wie das anderer Kulturmacher. Und auf das Sparbuch mit 16.576 Euro Einlage, das die Kunsttruppe qujOchÖ schenkte und auf 100 Jahre festverzinst ein Produktionsgeld von 1.000.000 Euro beschert, könne sie ja erst anno 2110 zurückgreifen.

   Der Vorausblick trägt also ein Fragezeichen, der Rückblick in den Augen der Festivalleiterin allerdings ein Rufzeichen. "Die Publikumsakzeptanz war groß und wir haben extrem positives Feedback bekommen", sagt Kaup-Hasler. An den 24 Tagen konnte man 42.988 Besucher zu 248 Veranstaltungen locken, nicht mitgezählt Projekte im öffentlichen Raum wie "Utopie und Monument II". Das ist zwar um rund 3000 Besucher weniger als 2009, dafür stieg aber die Auslastung bei Konzerten und szenischen Produktionen um fünf Prozent auf 96,96 Prozent.

   Spielerische Momente wie im "Casino of Tricks" und neue Formate wie die Clubkonzerte seien hervorragend angenommen worden. Die Schwellensenkung für das Publikum bei Marino Formentis Klaviermarathon im Stadtmuseum habe ebenso gefruchtet wie die deutlichere Verschränkung mit dem musikprotokoll, etwa der Kompositionsauftrag an Peter Jakober für Constantin Lusers "Molekularorgel". Allgemein lobte Kaup-Hasler "die gute Vernetzung mit heimischen Partnern, die durchwegs internationale Qualität bieten".

   Im Festivalzentrum forum stadtpark, voller Palettendesign nicht nur architektonisch "ein spürbarer Knotenpunkt" des herbsts, gibt es morgen ab 11 Uhr noch einen "Last Brunch" samt Auktion, nach der man mit Stehtischen, Sitzkissen oder Jetons aus dem Casino "auch ein Stück steirischen herbst mit nach Hause nehmen kann".


Michael Tschida



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