Pressestimmen


Kleine Zeitung - 26.09.2010
Vom Wert der Widrigkeiten


Herr West, der steirische herbst steht heuer unter dem Motto "Meister, Trickster, Bricoleure". Sie wurden bei der Festivaleröffnung als Idealverkörperung dieser Dreifaltigkeit genannt. Einverstanden?

FRANZ WEST: Hm. Meister? Also eher nein. Trickster? Ja. Ja. Passt schon.

Und Bricoleur, der kreative Bastler im Sinn des" Wilden Denkens" von Lévi-Strauss?

WEST: Ja. Bei Meister ist mir auch zu viel Handwerk enthalten. Gegen das ich nichts habe. Außerdem ist es dann nicht mehr weit zum Altmeister.

Als der Sie sich nicht sehen?

WEST: Man darf nicht versulzen, in einen Trott verfallen. Es ist mir wichtig, mich in Schwung zu halten, Gymnastik zu betreiben. Kopfgymnastik.

Eine Ihrer allerersten Ausstellungen fand 1971 in der Grazer Diskothek" L' Equipe" statt.

WEST: Ja. Das hat mir mein Schwager vermittelt. Das war schmerzhaft, aber auch wichtig. Sich einem Publikum zu stellen, ist ein enormer Schritt. Man sieht seine Arbeiten plötzlich mit den Augen des Publikums.

In Graz richtete Ihnen dann 1986 die Neue Galerie unter Wilfried Skreiner Ihre erste Museumsausstellung aus?

WEST: Ja, Graz und die Grazer waren immer wichtig für mich. Mit dem aus Graz kommenden Galeristen Peter Pakesch arbeitete ich ab 1985 zusammen.

In einem" Nachschlag" im Katalogbuch zeichnen Sie sich als glücklichen Familienvater und leidlich frustrierten, gegen Widrigkeiten kämpfenden Künstler?

WEST: Da ist schon Ironie dabei. Aber Widrigkeiten sind gut. Wenn sie nicht zu widrig sind.

Franz West, 63, über sein Selbstverständnis und die Risiken des Künstlerseins


Walter Titz



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