Pressestimmen


Kleine Zeitung - 24.09.2010
Decken für Michael und Mona
Kunst im öffentlichen Raum hat im steirischen herbst eine lange Tradition. Auch das Projekt "Utopie und Monument" stellt Fragen nach dem Stellenwert künstlerischer Eingriffe mit dem Potenzial zu erregen und zu bereichern.

UTOPIE UND MONUMENT

   Auf der quer über den Grazer Mariahilferplatz gespannten Wäscheleine flattern bunte Decken. Mit Bildern unter anderem der Mona Lisa und Michael Jacksons. Ihm hat Isa Genzken diese eigens für das herbst-Projekt "Utopie und Monument II" ersonnene Installation gewidmet, zu der auch zwei Glaskästen mit Rollstühlen gehören.

   Für die denkmalgeschützte Tankstelle auf dem Andreas-Hofer-Platz rekonstruierte die Polin Paulina Olowska Neonreklamen aus dem Warschau der 1960er-Jahre. Am Haupt- und Südtirolerplatz lässt die in New York lebende Kölnerin Jutta Koether gemalte, mit allerlei Tand geschmückte "Dämonen für Damen, Herren und Kinder" los. Den Volksgarten beschallt die in Maputo geborene Angela Ferreira von einer turmartigen Konstruktion aus mit "Cape Sonnets", mit Gedichten des in Triest aufgewachsenen südafrikanischen Dichters Peter Blum (1905 - 1990).

   Es tut sich also wieder einiges im öffentlichen Raum. Wie schon bei "Utopie und Monument I" im Vorjahr geht es Kuratorin Sabine Breitwieser erneut um Fragen der Wirkung von Kunst im ungeschützten, nicht privaten Umfeld. Um die Wechselwirkung von Kunst und Stadtraum, den Menschen in diesem Raum.

   herbst-Intendantin Veronica Kaup-Hasler sprach gestern bei der Präsentation der Arbeiten von insgesamt zwölf Künstlerinnen, Künstlern und Kooperativen die Mühen der Ebene an, die mit derartigen Interventionen verbunden sind. Mühen, die ihrerseits aber deutlich machen, welche Interessen im öffentlichen Raum wirksam sind, ihn beleben, auch bedrohen. Eine Erfahrung: In Zeiten wie diesen wird es für die Kunst nicht leichter, sich ihren Platz zu erobern. Da macht eine Wahlkampfveranstaltung schon einmal eine Ortsveränderung notwendig.

   Aber auch Kreative können Kreativen in die Quere kommen. Auf dem Mariahilferplatz etwa sah sich Genzken, Deutschlands Vertreterin bei der venezianischen Biennale 2007, mit Bänken konfrontiert, die erst unlängst dort angekettet wurden. Immerhin keine Rustikalmodelle im unsäglichen Herzchendesign.

   Aber so ist das eben in der ungeschützten Stadtwildnis. In der Kunst erregen, aber auch erfreuen kann. Wie es Jutta Koether beim Aufbau erlebte. In Form der Frage eines Kindes an seine Mutter: "Warum sind hier diese Schätze ausgebreitet?"

Walter Titz



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