Pressestimmen


Kronen Zeitung - 27.09.2010
Von beklemmender Künstlichkeit
Gewaltiges Bildertheater, das auf Emotionen und Ängste setzt, zaubern Gisèle Vienne und ihr Team mit "This is how you will disappear" im MUMUTH auf die Bühne. Im Dom im Berg regiert bei Annie Dorsens "Hello Hi There" hingegen die künstliche Intelligenz, d

   Unheilvolller Nebel im düsteren Wald: Gisèle Vienne spielt in ihrer "herbst"-Produktion gekonnt mit den Emotionen und Urängsten.

   Den tiefen, düsteren Wald als einen Ort unheilvoller Begegnungen wussten schon die Gebrüder Grimm perfekt zu bedienen. Auch die junge französische Choreografin Gisèle Vienne spielt in ihrer jüngsten Produktion "This is how you will disappear", die als "herbst"-Premiere im Grazer MUMUTH über die Bühne ging, sehr gekonnt mit den Urängsten ihres Publikums.

   Sie lässt drei Typen aufeinandertreffen, die als Sinnbilder für die Werte unserer Gesellschaft stehen: einen Trainer (Jonathan Capdevielle), der Autorität und Ordnung verkörpert, eine Athletin (Margrét Sara Gudjónsdóttir), die Schönheit und Perfektion vereint, und einen Rockstar (Jonathan Schatz), mit dem man Chaos und Selbstzerstörung assoziiert.

   Die Hauptrolle allerdings übernehmen Viennes naturalistisches Bühnenbild, Patrick Rious Licht, die prächtigen "Nebelskulpturen" von Fujiko Nakaya und die Musik von Stephen O'Malley & Peter Rehberg. Die kryptischen Texte von Dennis Cooper sind dann fast schon ein bisschen viel des Ganzen.

   "This is how you will disappear" ist ein vor allem optisch faszinierender Ausflug in seelische Abgründe, bei dem die künstlich geschaffene Natur im MUMUTH für viel Gänsehaut-Feeling sorgt. Zu sehen ist das Stück noch am heutigen Montag um 19.30 Uhr.

   Banale Konversation zweier Computer

   Einen sezierenden Blick auf unsere Gesellschaft wirft auch die amerikanische Regisseurin und Autorin Annie Dorsen - freilich von einer ganz anderen Seite aus. In "Hello Hi There" lässt sie zwei Computerprogramme miteinander kommunizieren. Ausgehend von einem Fernsehgespräch zwischen Michel Foucault und Noam Chomsky aus den 1970ern tauschen sich die beiden Maschinen über verschiedenste Themen aus.

   Die Programme - so genannte Chatterbots - sind eigentlich geschaffen, um den Menschen (via Telefon oder Chat) einen Gesprächspartner vorzugaukeln. Ihre Antworten können sie aus mehreren Möglichkeiten auswählen, und so sind die Aufführungen dieser Produktion niemals gleich. Die Dialoge sind manchmal klug und sogar witzig, dann wieder banal und platt. Erschreckend, wie sehr sie da schon der menschlichen Kommunikation gleichen. Eine ziemlich anspruchsvolle Produktion, die noch heute um 19.30 Uhr gezeigt wird.

Michaela Reichart



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