Ângela Ferreira (MOC, P)
Cape Sonnets


Cape Sonnets, 2010
Soundskulptur
Bodenplatte aus Stahl, Turmkonstruktion aus rohem Rundholz, Lautsprecher, Tonanlage
Ausstrahlung eines von sechs Gedichten aus den „Cape Sonnets“ von Peter Blum

Volkgarten, täglich zu jeder vollen Stunde zwischen 10.00 und 18.00

Ein improvisiert zusammengebauter Turm wird am Rand des Volksgartens errichtet. An seiner Spitze sind Megafone befestigt, aus denen in verschiedenen Sprachen täglich zu jeder vollen Stunde Gedichte zu hören sind. Angela Ferreira hat diese Art Türme in den ländlichen Gebieten Mozambiques (ihrem Geburtsland) vorgefunden. Sie dienten dort lange Zeit dem kollektiven Radioempfang in den Dörfern und erschienen somit als Monumente einer spezifischen Gemeinschaftlichkeit. Ferreira verbindet diese Art des Angeschlossen-Seins an Informationskanäle mit ihrem Interesse an den verschiedenen Formen von temporärer Propaganda-Architektur im Rahmen der Agitprop-Aktivitäten konstruktivistischer Künstler der Moderne. Wobei der Widerspruch der dabei jeweils zirkulierenden Utopien ein politisches Feld der Geografien der Ungleichheit eröffnet, wie sie die Moderne seither etabliert hat. Diese Ungleichheit im Zentrum der Konflikte zwischen „dem Westen“ und „dem globalen Süden“ thematisiert Ferreira, indem sie für Graz Gedichte von Peter Blum (1925–1990) verwendet, der in den 1930er Jahren von Triest nach Südafrika übersiedelte und in den 1950er Jahren mit seinen „Cape Sonnets“, geschrieben in idiomatischem Afrikaans, das von den sogenannten „Cape Coloureds“ gesprochen wird, ein frühes Beispiel provokativer, politischer (Anti- Apartheid-)Lyrik veröffentlichte. Ausschnitte dieser Sonette sind nun in Graz in Afrikaans, Englisch und Deutsch aus den Megafonen an der Spitze des errichteten Turms zu hören. Ferreira interessiert sich zum einen für eine analoge Situation zu jener in Mozambique: sich um den Turm zu versammeln, um die „Nachrichten“ zu hören, die dieser verbreitet, über sie zu sprechen, sie zu deuten oder für den jeweils eigenen Alltag fruchtbar zu machen. Zum anderen verstricken diese „Nachrichten“ die Hörer in die politischen Verhältnisse: Die Rückkehr der Sonette nach Europa, ihre und die politische Geschichte von Blums Leben lassen die Versammlung nicht als harmlose Unterhaltung erscheinen, sondern zu einem Ausgangspunkt der Überlagerung von lokalen und globalen politischen Auseinandersetzungen und Fragen nach deren Zusammenhängen werden.






Auftragswerk steirischer herbst
In Kooperation mit Centrum für Sozialforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz & Institut für Zeitgenössische Kunst (IZK) an der Technischen Universität (TU) Graz
Dank an Hans Kupelwieser
Projektförderer Land Steiermark
Projektsponsor Think!, Gebrüder Weiss & Alpenländische Schilderfabrik


24/09 - 02/11
Utopie und Monument II

Fr 24/09, 17.00
Eröffnung beim Ausstellungspavillon, Tummelplatz

18.00
Performance
Paulina Olowska
Eintausendsechshundertund-
siebzehn Neons in Warszawa

Andreas-Hofer-Platz
(Dach der Tiefgarage)

Interventionen des Institutes für Zeitgenössische Kunst
beim Ausstellungspavillon


Do 30/09, 16.00 - 19.00
Performativer Input

Do 07/10, 16.00 - 19.00
Installation

Do 14/10, 16.00 - 19.00
Sound-, Medieninstallation

Eintritt frei



Ângela Ferreira
Geboren 1958 in Maputo (MOC); lebt in Lissabon (P)




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