Paulina Olowska (PL)
Natasza, Arbeiterkantine und Blumen


Natasza, Arbeiterkantine und Blumen, 2010
Installation
Drei rekonstruierte Neonreklamen aus Warschau

„Eintausendsechshundertundsiebzehn Neons in Warszawa“, 2010
Performance, 24/09, 18.00
Lesung der vollständigen Liste der Schriftzüge der Neonreklamen, hergestellt von der Firma „Reklama“ in den 1960er Jahren in Warschau.
Öffentlicher Vortrag: Ryszard Kalowski
In Zusammenarbeit mit dem Polnischen Kulturinstitut Wien

Andreas-Hofer-Platz, Dach der Tankstelle/Tiefgarage

Was haben drei alte Neonreklamen aus den 1950/60er Jahren in Warschau am Dach des denkmalgeschützten Gebäudes einer Tankstelle, die über einer Tiefgarage in Graz errichtet ist, verloren? Paulina Olowska setzt sich für die Restaurierung und Rekonstruktion alter Neons ein, die der Stadt Warschau einst ein unverkennbares „Gesicht“ verliehen haben – ein Bild, das der grauen Tristesse, die der „Westen“ mit Vorliebe von Osteuropa zeichnet, etwas entgegensetzt. Humorvolle und lebendig flackernde Werbebotschaften, die in der polnischen Metropole zur Zeit des Sozialismus den öden stalinistischen Bauten ein modernes und weltoffenes Antlitz verliehen und mit einer eigenen Zeichensprache auftraten. In Warschau entfaltete sich geradezu eine Kultur der Leuchtreklamen, die auf den hohen modernen Gebäuden in der Stadt für alle sichtbar angebracht waren. Heute sind diese Neons stumme Zeugen der Symbolik und Wirtschaft des osteuropäischen Sozialismus. Die mit einem Auge hinter einer Milchflasche hervorzwinkernde „Krowa“ (Kuh) prangte über dem Eingang einer populären Milchbar und Kantine und wurde von Olowska auf einer alten Postkarte ausfindig gemacht. Ein Blumenstrauß wurde zu den Hochzeiten des Sozialismus für herausragende Leistungen überreicht. Und die drei russischen Babushkas? – Sie warben für die Kette eines russischen Geschenkladens im Ostblock namens „Natasza“.
1617 Neonreklamen soll die Firma „Reklama“ in den 1960er Jahren in Warschau hergestellt haben. Als von Olowska konzipierte Performance liest ein Mitarbeiter der Firma aus Polen, die die Rekonstruktionen nach Originalplänen für Graz angefertigt hat, am Eröffnungsabend, auf dem Dach der Tankstelle stehend, die gesamten Namen dieser Neonreklamen vor. Eine Nostalgie der ausgelöschten Poesie der Werbesprache des sozialistischen Osteuropas, jetzt, nachdem die Dächer in Warschau von der aggressiven Konsumwelt des Westens erobert wurden? Vielleicht steht die Intervention Olowskas, die drei seltsamen Immigranten aus Warschau nach Graz und hier wieder zum Leuchten zu bringen, eher für eine Politik der Poetik, die einer österreichischen Erfahrung der sozialistischen Moderne Raum gibt – für eine begrenzte Zeit, versteht sich.




Video

Paulina Olowska: Natasza, Arbeiterkantine und Blumen




Auftragswerk steirischer herbst
In Kooperation mit Centrum für Sozialforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz & Institut für Zeitgenössische Kunst (IZK) an der Technischen Universität (TU) Graz
Dank an Hans Kupelwieser
Projektförderer Land Steiermark
Projektsponsor Think!, Gebrüder Weiss & Alpenländische Schilderfabrik


24/09 - 02/11
Utopie und Monument II

Fr 24/09, 17.00
Eröffnung beim Ausstellungspavillon, Tummelplatz

18.00
Performance
Paulina Olowska
Eintausendsechshundertund-
siebzehn Neons in Warszawa

Andreas-Hofer-Platz
(Dach der Tiefgarage)

Interventionen des Institutes für Zeitgenössische Kunst
beim Ausstellungspavillon


Do 30/09, 16.00 - 19.00
Performativer Input

Do 07/10, 16.00 - 19.00
Installation

Do 14/10, 16.00 - 19.00
Sound-, Medieninstallation

Eintritt frei





Paulina Olowska
Geboren 1976 in Gdansk (PL); lebt in Raba Nizna (PL)



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