Kader Attia (AL, D, F)
Der Mythos der Ordnung Nr. 1


Der Mythos der Ordnung Nr. 1, 2010
Intervention mit Couscous
Video Screening

Information Screens am Jakominiplatz und in den Straßenbahnen

„Mir schwebte eine poetische und politische Geste vor, die Realität und Wunschproduktion, Alltagswelt und Traum, Angst und Exil evoziert – und die Unfähigkeit der heutigen Politik von Graz bis Istanbul, Frankfurt bis Kalkutta, Katar bis Wien, mit ,transnationalen Räumen' umzugehen. Denn es ist nun mal die Realität der Grenze, dass sie zwei Räume gleichermaßen trennt wie verbindet. Die Arbeit ist ein auf den Boden gezeichnetes Statement zur Problematik, die ich in Graz erlebt habe.
Mit Couscous werde ich eine gerade Linie von einer Seite des Platzes auf die andere ziehen und ihn so in zwei Sektoren teilen.
Immigranten, deren Realität dadurch bestimmt ist, dass sie alles hinter sich gelassen haben, empfinden angesichts von Grenzen den größten Schmerz … Eine Grenze trennt sie von ihrer Heimat, ihrer Vergangenheit, ihrer Kultur, etc. Dieses Gefühl tritt vor allem dann auf, wenn sie begreifen, dass sich die alteingesessenen Bürgerschichten vor ihnen fürchten, weil sie Angst um ihre Privilegien haben. Dass sie ihnen deshalb den Zugang zu ihren Vierteln verwehren, sie von sich fernzuhalten, in andere Viertel abzudrängen versuchen. Immigranten verbringen dann oft den Rest ihres Lebens mit dem Traum von dem Leben, das sie hätten führen können. In Graz erklärte mir ein Türke, der in einem Kebab-Restaurant am Griesplatz arbeitet: „Ich kam aus der Türkei, um hier zu studieren, in Zukunft aber möchte ich in einer Bank in London arbeiten.“
Grenzen überspringen?
Mir ist wichtig, dass die Linie verschwindet, von Vögeln gefressen oder vom Wind verweht wird. So wird sich zeigen, dass Trennlinien, Grenzen vom Menschen erdacht und geschaffen wurden, um das Sozialverhalten im öffentlichen Raum zu regulieren. Die Natur kümmert sich nicht um derlei physische und symbolische Unterscheidungen zwischen politischen Räumen.
Die – mit einer DVD-Kamera aufgezeichnete – Auslöschung dieser Linie, dieser Grenze durch Naturkräfte (den Wind, die Vögel, usw.) wird zeigen und bezeugen, wie unnatürlich jede Art von Grenze ist."
Kader Attia






Auftragswerk steirischer herbst
In Kooperation mit Centrum für Sozialforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz & Institut für Zeitgenössische Kunst (IZK) an der Technischen Universität (TU) Graz
Dank an Hans Kupelwieser
Projektförderer Land Steiermark
Projektsponsor Think!, Gebrüder Weiss & Alpenländische Schilderfabrik


24/09 - 02/11
Utopie und Monument II

Fr 24/09, 17.00
Eröffnung beim Ausstellungspavillon, Tummelplatz

18.00
Performance
Paulina Olowska
Eintausendsechshundertund-
siebzehn Neons in Warszawa

Andreas-Hofer-Platz
(Dach der Tiefgarage)

Interventionen des Institutes für Zeitgenössische Kunst
beim Ausstellungspavillon


Do 30/09, 16.00 - 19.00
Performativer Input

Do 07/10, 16.00 - 19.00
Installation

Do 14/10, 16.00 - 19.00
Sound-, Medieninstallation

Eintritt frei



Kader Attia
Geboren 1970 in Dugny (F); lebt in Algier (AL), Berlin (D) und Paris (F)







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