Andrea Fraser (USA)
You Are Here


You Are Here, 2010
Kartografien an den Standorten der Kunstwerke der Ausstellung
Große Kartografie: Tafel am Tummelplatz
9 kleine Kartografien: Tafeln an den Standorten der Kunstwerke
Alle Kartografien veröffentlicht im Ausstellungsführer und zur freien Entnahme in den „Stummen Verkäufern“ an allen Ausstellungsorten und ausgelegt an weiteren Orten in Graz.

In einer Verbindung von soziologischer Forschung mit Techniken der Stadtkartografie und des Informationsdesigns stellt „You Are Here“ die neun Projektstandorte von „Utopie und Monument II“ grafisch dar und präsentiert diese Darstellungen auf Tafeln am jeweiligen Ausstellungsort in der Stadt. Beim Ausstellungspavillon am Tummelplatz befindet sich eine zehnte, das Gesamtprojekt darstellende Überblickskarte. Alle zehn Karten sind auch im Ausstellungsführer abgedruckt.
So wie öffentlich platzierte Stadtpläne, in denen die Betrachterposition meist mit einem Punkt und dem Satz „Sie befinden sich hier“ markiert wird, versucht auch „You Are Here“ die Position der Betrachter darzustellen, allerdings nicht im gebauten Raum der Stadt, sondern im Netzwerk der sozialen und institutionellen Beziehungen, in die die Besucher eintreten, wenn sie bewusst oder unbewusst mit Kunst im öffentlichen Raum in Berührung kommen. „You Are Here“ interpretiert und repräsentiert Aspekte dieser Beziehungen, wie sie von den städtischen Schauplätzen, den Kunstwerken und den Künstlerbiografien vorgegeben werden.
Anhand verfügbarer sowie von Sozialforschern eigens für das Projekt recherchierter Daten reflektiert „You Are Here“ über die Standorte von „Utopie and Monument II“ als Verbindungsstellen zwischen sozialen Akteuren, Institutionen und kulturellen Phänomenen. Wie bei Kunstwerken im öffentlichen Raum üblich, handelt es sich bei den Betrachtern der „Utopie und Monument II“ Projekte nicht nur um Leute, die sie bewusst aufsuchen, sondern auch um solche, die nur zufällig darauf stoßen. „Unbewusste“ Besucher treffen dadurch auf Verhältnisse spezifisch für den Kunstbetrieb, wie etwa Konkurrenzkämpfe unter Künstlern, „bewusste“ Besucher finden sich in ihnen unbekannte Gegenden der Stadt versetzt und dort in urbane Konflikte verwickelt. Beide Besuchergruppen werden nicht nur von den Künstlern, sondern auch von privaten und öffentlichen Förderern angesprochen, die durch die von ihnen geförderten Aktivitäten neue Kunden- und Wählerschichten zu erschließen suchen. Die Projektstandorte können so zu Arenen politischer Auseinandersetzung und wirtschaftlichen Wettbewerbs werden. Bei einer Ausstellung, an der Künstler aus vier Kontinenten teilnehmen, werden die Betrachter von „Utopie und Monument II“ überdies auch in globale Netzwerke eingebunden, die weit über die einzelnen Projektstandorte hinausreichen.
Gemäß dem Leitmotiv des steirischen herbst 2010, „Meister, Trickser, Bricoleure – Virtuosität als Strategie für Kunst und Überleben“, zeigt sich Virtuosität „nicht notwendig als Souveränität“. Sie wird vielmehr „demokratisiert und so zur Kunst der Kollaboration, der Interaktion, der kreativen Verknüpfung von Diskursen und Kontexten“. Insofern passt es zu „Utopie und Monument II“, dass „You Are Here“ nicht das Produkt eines/einer einzelnen/einzelner Urhebers/Urheberin, sondern einer Kollaboration zwischen Künstlern, Designern und Forschern ist, die jeweils ihr eigenes Fachwissen einbrachten und einen Teil ihrer Souveränität an die anderen abgaben. Neben den erwähnten Kooperationspartnern spielten auch Reinhard Braun, Sabine Breitwieser, Maximilian Lechler und Annika Strassmair eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Projektes. Ihnen allen bin ich dankbar für die harte Arbeit, die „You Are Here“ erst möglich gemacht hat.
„You Are Here“ beruht auf einem Konzept, das ursprünglich für „Arte Cidade“, ein Programm für Interventionen in der Stadt São Paulo, entwickelt wurde. Das nie realisierte Konzept aus dem Jahr 2000 wurde zunächst für „Utopie und Monument II“ adaptiert und im Lauf des Produktionsprozesses durch die konkreten Ausstellungsbedingungen und -orte, aber auch aufgrund der verfügbaren Daten weiter verändert. Das adaptierte Projektkonzept ist zur Gänze im Ausstellungskatalog „Utopia and Monument II“ abgedruckt.
Andrea Fraser



Auftragswerk steirischer herbst
In Kooperation mit Centrum für Sozialforschung an der Karl-Franzens-Universität Graz & Institut für Zeitgenössische Kunst (IZK) an der Technischen Universität (TU) Graz
Dank an Hans Kupelwieser
Projektförderer Land Steiermark
Projektsponsor Think!, Gebrüder Weiss & Alpenländische Schilderfabrik


24/09 - 02/11
Utopie und Monument II

Fr 24/09, 17.00
Eröffnung beim Ausstellungspavillon, Tummelplatz

18.00
Performance
Paulina Olowska
Eintausendsechshundertund-
siebzehn Neons in Warszawa

Andreas-Hofer-Platz
(Dach der Tiefgarage)

Interventionen des Institutes für Zeitgenössische Kunst
beim Ausstellungspavillon


Do 30/09, 16.00 - 19.00
Performativer Input

Do 07/10, 16.00 - 19.00
Installation

Do 14/10, 16.00 - 19.00
Sound-, Medieninstallation

Eintritt frei





Andrea Fraser
Geboren 1965 in Billings, Montana (USA); lebt in Los Angeles (USA)



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